FAQ (Häufige Fragen und Antworten)



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Frage
·  Wodurch wird man selig – durch den Glauben oder durch Werke?
·  Warum hat sich Gott gerade die Methode des Kreuzes zur Erlösung ausgedacht? Wäre auch eine andere Methode denkbar?
·  Wie konnte Jesus vor 2000 Jahren für unsere Sünden sterben, die wir erst jetzt begangen haben?
·  Wäre es nicht wirtschaftlicher gewesen, wenn Jesus nur für die Sünden gelitten hätte, für die die Menschen Vergebung erbitten, statt für die Sünde der ganzen Welt?
·  Aufgrund des Opfertodes Jesu Christi bietet Gott allen Menschen die Vergebung der Sünden an. Warum gibt Gott nun nicht eine Generalamnestie für die Sünden aller Menschen?
·  Es gibt meiner Meinung nach auch nach dem Tode noch die Möglichkeit der Rettung. Die Gnade Gottes muss doch größer sein als das, was Sie vorgetragen haben?
·  Was ist mit den Kindern, die zu früh gestorben sind, um je eine Entscheidung treffen zu können? Was ist mit Abgetriebenen oder Geisteskranken? Sind sie verloren?
·  Musste Judas nicht Jesus verraten, damit dadurch das Heil ermöglicht wurde?
·  Kann ich noch ein Kind in die Welt setzen, wenn die Möglichkeit, dass es verloren geht, 50% beträgt?
·  In der Bibel ist von der Erwählung des Menschen durch Gott die Rede. Haben wir dann noch einen freien Willen, wenn Entscheidungen über Rettung oder Verlorensein längst gefallen sind?
·  Können Sie mir (natur-)wissenschaftlich beweisen, dass es eine Hölle gibt?

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Antwort

·  Wodurch wird man selig – durch den Glauben oder durch Werke?
Im NT finden wir zwei Aussagen, die sich auf den ersten Blick zu widersprechen scheinen:

a) Rettung durch Glauben: »So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben« (Röm 3,28).
b) Rettung durch Werke: »So sehet ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein« (Jak 2,24).

Nach den zentralen Aussagen des NT hat der Glaube an den Herrn Jesus Christus rettende Kraft (Joh 3,16; Mk 16,16; Apg 13,39; Apg 16,31). Dieser rettende Glaube besteht nicht in einem Fürwahrhalten biblischer Fakten, sondern in der personalen Bindung an den Sohn Gottes: »Wer den Sohn hat, der hat das Leben« (1Joh 5,12). Wer sich zum Herrn Jesus bekehrt, erfährt dadurch die größte Veränderung des Lebens. An seinem Lebensstil und an seinen Taten wird es für jedermann offenbar: »Wenn ihr mich liebt, werdet ihr
meine Gebote halten« (Joh 14,15) – »ihr werdet meine Zeugen sein« (Joh 15,27) – »handelt damit, bis dass ich wiederkomme « (Lk 19,13) – »dienet dem Herrn« (Röm 12,11) – »liebet eure Feinde« (Mt 5,44) – »vergeltet nicht Böses mit Bösem« (Röm 12,17) – »gastfrei zu sein, vergesset nicht« Hebr 13,2) – »wohlzutun und mitzuteilen, vergesset nicht« (Hebr 13,16) – »weide meine Schafe!« (Joh 21,17). Der Dienst im Namen Jesu unter Einsatz der anvertrauten Gaben ist eine unbedingte Folge des rettenden Glaubens. Dieses Handeln wird im NT als Frucht oder Werk des Glaubens bezeichnet. Wer nicht wirkt, geht demnach verloren: »Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappen« (Mt 25,30). Im Gegensatz zu den Werken des Glaubens handelt es sich bei den Werken des Gesetzes (Gal 2,16) oder den toten Werken (Hebr 6,1; Hebr 9,14) um die Werke dessen, der noch nicht glaubt. Auch hier gilt: Wenn zwei das gleiche tun, ist es noch längst nicht dasselbe. Der Textzusammenhang von Jakobus 2,24 – siehe obige Aussage b) – zeigt, dass der Glaube Abrahams konkrete Taten nach sich zog: Er war Gott gegenüber gehorsam, indem er aus seinem Vaterland auszog (1Mo 12,1-6) und bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern (Jak 2,21). Ebenso ist das Werk der (ehemaligen) Hure Rahab (Jak 2,25), nämlich die Rettung der israelischen Kundschafter in Kanaan, eine Folge ihres Gottesglaubens (Jos 2,11). So wird hieran deutlich: Zum Glauben gehören untrennbar die Werke. Genau so wie der menschliche Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne die daraus folgenden Taten tot (Jak 2,26). Die obigen Verse a) und b) bilden also keinen Widerspruch; wir haben es hier mit einem Fall komplementärer Aussagen zu tun, die sich ergänzen (siehe Auslegungsgrundsätze A3 und A14 im Anhang, Teil II).




·  Warum hat sich Gott gerade die Methode des Kreuzes zur Erlösung ausgedacht? Wäre auch eine andere Methode denkbar?
Die Methode der Kreuzigung wird im AT nicht direkt erwähnt, wohl aber werden mehrere Details prophetisch genannt, die allein auf die Kreuzigung zutreffen wie z. B. in Psalm 22,17: »Sie haben meine Hände und Füße durchgraben. « Paulus bezieht die alttestamentliche Aussage »Ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott« (5Mo 21,23) auf den gekreuzigten Jesus (Gal 3,13). Die von den Persern übernommene Hinrichtungsart galt bei den Römern als die »grausamste, entsetzlichste« (Cicero) und »schändlichste« (Tacitus). Das Kreuz lag im Plan Gottes; Jesus »erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht« (Hebr 12,2). »Er ward gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz« (Phil 2,8). Ob eine andere Methode des Todes – etwa durch Steinigen, Enthaupten, Vergiften, Ertränken – auch denkbar wäre, ist durch die Analogie von Fall und Erlösung auszuschließen: An einem Baum (1Mo 2,17: Baum der Erkenntnis) kam die Sünde in die Welt; an einem Baum musste sie getilgt werden: Das Kreuz von Golgatha ist der Baum des Fluches (Gal 3,13): Jesus stirbt ehrlos und aus jeder menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen: Er ist verflucht.

Das Mosegesetz spricht über den Sünder den Fluch aus. Dieser liegt seit dem Sündenfall auf allen Menschen. Jesus hat den Fluch Gottes über die Sünde an unserer Statt auf sich genommen. Das Wort vom Kreuz ist nun die befreiende Botschaft für alle Menschen, die durch ihre Sünde prinzipiell unter dem Fluch stehen.

Papst Johannes Paul II. bezeichnete Auschwitz einmal als das Golgatha des 20. Jahrhunderts. In diesem Sinne gibt es heute eine theologische Richtung, die Jesus in Solidarität sieht mit anderen Leidenden, Gefolterten und Ermordeten, die wie er gelitten haben und eines grausamen Todes gestorben sind. Aber: Der Kreuzestod Christi darf nie und nimmer mit dem Tod anderer Menschen, sein Kreuz auch nicht mit den vielen anderen Kreuzen, die um Jerusalem oder Rom standen, verglichen werden. Es hat, weil es das Kreuz des Christus, des Gottessohnes, ist, eine andere »Qualität« als alle anderen Kreuze. Er durchlitt nicht nur die Ungerechtigkeit der Mächtigen in dieser Welt, sondern als Einziger den Zorn Gottes über die Sünde. Nur er allein war das Opferlamm, das stellvertretend »für viele« das Gericht Gottes trug. »Das Wort vom Kreuz« (1Kor 1,18) ist seitdem das Zentrum aller christlichen Verkündigung. Paulus hat darum nur eines mitzuteilen: »allein Jesus Christus, den Gekreuzigten « (1Kor 2,2). A. M. Hull zeigt uns die Kreuzesbedeutung in einem bekannten Erweckungslied:
»Wer Jesus am Kreuze im Glauben erblickt, wird heil zu derselben Stund; drum blick nur auf ihn, den der Vater geschickt, der einst auch für dich ward verwundt.«




·  Wie konnte Jesus vor 2000 Jahren für unsere Sünden sterben, die wir erst jetzt begangen haben?
Der Rettungsplan Gottes für den gefallenen Menschen existierte schon vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4), weil Gott durch die Gabe der Freiheit an den Menschen nicht nur den Sündenfall einkalkuliert, sondern sogar vorausgesehen hat. Gott hätte die Rettung durch den Herrn Jesus im Prinzip sowohl unmittelbar nach dem Sündenfall als auch erst am Ende der Weltgeschichte durchführen können; wichtig ist nur, dass es einmal geschieht (Hebr 9,28). Im ersten Fall wäre der Preis der Sünde schon im Voraus erbracht; im zweiten Fall geschähe es rückwirkend. Aus dem kaufmännischen Geschehen kennen wir ebenso beides: Vorauszahlung und spätere Zahlung. Gott hat in seiner Weisheit den »optimalen Zeitpunkt« festgelegt. Im Blick darauf heißt es im Galaterbrief (4,4): »Als aber die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn.« Menschen, die vor dem Kommen Jesu lebten und die damaligen Weisungen Gottes zum Heil beachteten, sind ebenso durch das Opfer von Golgatha gerettet wie diejenigen, die danach geboren sind und das Evangelium annehmen (Hebr 9,15). Den zeitlichen Aspekt des für uns schon geschehenen Heilsereignisses bringt Römer 5,8 zum Ausdruck: »Gott erweist seine Liebe gegen uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.«

Zur Zeit Abrahams oder Hiobs gab es noch nicht die Gebote. Diese Männer handelten nach ihrem Gewissen und vertrauten Gott. Das rechnete er ihnen zur Gerechtigkeit (Röm 4,3). Zur Zeit Davids gab es längst die Gebote vom Sinai. Sie waren der Maßstab, um vor Gott gerechtfertigt zu sein; Sünden wurden durch Tieropfer zugedeckt. Die Opfertiere konnten jedoch keine Sünde tilgen (Hebr 10,4); sie waren lediglich der Hinweis auf das kommende Opfer Jesu. Aus diesem Grunde wird er auch als das »Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt« (Joh 1,29), bezeichnet. Durch ihn erst gab es die endgültige Deckung der Schuld. Wir leben in der Zeit des bereits erfüllten Opfers. Damit sind die Schattenbilder (Tieropfer) abgetan, und wir empfangen Vergebung aufgrund des bereits erbrachten Opfers.




·  Wäre es nicht wirtschaftlicher gewesen, wenn Jesus nur für die Sünden gelitten hätte, für die die Menschen Vergebung erbitten, statt für die Sünde der ganzen Welt?
Nach dem Gesetz Gottes steht auf Sünde das Gericht des Todes (Röm 6,23). Nehmen wir einmal an, es hätte sich aufgrund des Evangeliums von Jesus Christus in der gesamten Weltgeschichte nur ein Mensch bekehrt, dann wäre auch für diesen einen der Tod der Preis der Sünde. Dem Gedanken von Hermann Bezzel kann sich der Autor anschließen, dass die Liebe Jesu so groß war, dass er die Rettungsaktion auch für nur einen bußwilligen Sünder durchgeführt hätte. Die erwirkte Erlösungstat des Sohnes Gottes ist aber andererseits von einer solchen Dimension, dass sie für alle Menschen ausreicht. Darum konnte Johannes der Täufer sprechen: »Siehe,
das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt« (Joh 1,29). Die Vergebung kann nun jeder annehmen, der es will. Die folgende Begebenheit kann uns dies verdeutlichen:

Ein wohlhabender irischer Großgrundbesitzer hielt den auf seinen Gütern beschäftigten Leuten einmal eine sehr originelle Predigt. Er gab an allen wichtigen Plätzen seiner weiten Ländereien folgende Meldung bekannt:
»Am kommenden Montag bin ich in der Zeit von zehn bis zwölf Uhr im Büro meines Landhauses anzutreffen. In dieser Zeit bin ich bereit, alle Schulden meiner Landarbeiter zu bezahlen. Die unbezahlten Rechnungen sind mitzubringen.«
Dieses ungewöhnliche Angebot wird tagelang zum Gesprächsstoff. Manche halten es für einen üblen Schwindel, andere vermuten einen Haken darin, denn niemals ist bisher Derartiges offeriert worden. Der angekündigte Tag rückt heran. Zahlreiche Leute finden sich ein. Pünktlich um zehn tritt der Gutsherr ein und verschwindet wortlos hinter seiner Bürotür. Niemand wagt es einzutreten. Vielmehr diskutiert man unentwegt über die Echtheit der Unterschrift und die Motive des Chefs. Um halb zwölf schließlich erreicht ein altes Ehepaar das Büro. Der alte Mann mit einem Bündel Rechnungen in der Hand erkundigt sich mit zitternder Stimme bei den draußen Stehenden, ob hier die Schulden bezahlt werden. Er wird verhöhnt: »Bis jetzt hat er noch nichts bezahlt!« Ein anderer: »Es hat auch noch keiner versucht, aber wenn er es wirklich tut, dann kommt schnell und informiert uns.« Dennoch wagen es die beiden Alten. Sie werden freundlich empfangen, die Beträge werden addiert, und sie erhalten einen vom Gutsherrn unterzeichneten Scheck über die Gesamtsumme. Als sie gerade voller Dankbarkeit das Büro verlassen wollen, sagt er: »Bleiben Sie bitte noch bis 12 Uhr hier, wenn ich das Büro schließe.« Die beiden Alten verweisen auf die wartende Menge da draußen, die von ihnen hören will, ob das Angebot wahr sei. Es bleibt beim strikten Nein: »Sie haben mich beim Wort genommen, und die da draußen müssen das gleiche tun, wenn sie ihre Schulden beglichen haben wollen.« Das Angebot des Gutsbesitzers galt für alle seine Leute, und sein Konto reichte aus, um alle Schulden zu tilgen. Schuldenfrei wurde aber nur das eine Ehepaar, das seinem Wort vertraute.
(Quelle: F. König, »Du bist gemeint«, S. 127ff., stark gekürzt)

So würde der Tod Jesu zur Erlösung aller Menschen ausreichen: »Wie nun durch eines (= Adam) Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch eines ( = Jesu) Gerechtigkeit die Rechtfertigung zum Leben für alle Menschen gekommen« (Röm 5,18). Das Rettungsangebot gilt jedem, und darum darf es jedem Menschen verkündigt werden. Errettet werden aber nur so viele, wie es im Vertrauen auf das Wort Jesu wagen und ihn persönlich annehmen.




·  Aufgrund des Opfertodes Jesu Christi bietet Gott allen Menschen die Vergebung der Sünden an. Warum gibt Gott nun nicht eine Generalamnestie für die Sünden aller Menschen?
Aufgrund des Kreuzestodes Jesu bietet Gott allen Menschen das Heil an, darum konnte Paulus auf dem Aeropag so allumfassend predigen: »Die Zeit der Unwissenheit zwar hat Gott übersehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun« (Apg 17,30). Es muss nun niemand mehr wegen seiner Sündenlast verloren gehen. Jeder Sünder kann begnadigt werden. Wenn sogar einem Paulus, der die Gemeinde Jesu ausrotten wollte, vergeben werden konnte, wieviel mehr jedem anderen auch. Von den beiden mit dem Herrn Jesus gekreuzigten Verbrechern wurde nur der eine gerettet, der mit seiner Schuld zu ihm kam. Der andere blieb in der Ablehnung und im Spott zu Jesus und damit auch in seinen Sünden. Daraus sehen wir: Gott verfügt keine Generalamnestie, sondern er handelt nach der freien Willensentscheidung jedes Einzelnen:
»Das (ewige) Leben und den (ewigen) Tod habe ich euch vorgelegt, den Segen und den Fluch. So wähle denn das (ewige) Leben, damit du am Leben bleibst« (5Mo 30,19; Menge).
»Wisset wohl: ich (Gott) lasse euch die Wahl zwischen dem Wege, der zum (ewigen) Leben führt, und dem Wege zum (ewigen) Tode« (Jer 21,8; Menge).
Wer die Vergebung wirklich sucht, dem wird sie auch trotz größter Verfehlungen zuteil: »Und wenn eure Sünde blutrot wäre …« (Jes 1,18). Zugespitzt können wir es auch so formulieren: Der Mensch geht nicht an der Sünde verloren, sondern an seinem Willen, d. h. an seiner Unbußfertigkeit. In Gottes Himmel gibt es einmal nur Freiwillige und keine Zwangseinquartierten.




·  Es gibt meiner Meinung nach auch nach dem Tode noch die Möglichkeit der Rettung. Die Gnade Gottes muss doch größer sein als das, was Sie vorgetragen haben?
Diese Frage wird sehr häufig gestellt, weil sie uns wirklich zutiefst bewegt, wenn wir echt um die Errettung von Menschen bangen, die uns persönlich nahestehen bzw. -standen. Es tun sich in der Tat viele Fragen auf: Was ist mit den Menschen,

• die nur in verwässerter oder entstellter Weise von Jesus Christus gehört haben?
• die in ihren Kirchen als christliche Botschaft ausschließlich diesseitig orientierte, häufig politisch eingefärbte Vorstellungen zu hören bekamen und dann das Thema Christsein ganz abgehakt haben?
• die sich einen christlichen Schein gaben, aber im Kern ihres Lebens anders orientiert waren, als es die Bibel sagt?
• bei denen unsere evangelistischen Bemühungen offenbar ergebnislos blieben, weil wir nicht den Zugang zum Herzen des anderen fanden oder weil der andere das Evangelium nicht gewollt hat?
• die zum bewussten Atheismus oder in Sekten mit falschen Lehren erzogen wurden?
• Was ist mit den vielen jungen Leuten unserer Tage, denen ausgerechnet im Religionsunterricht der Schule eine angebliche Unglaubwürdigkeit der Bibel vermittelt wird und die sich deswegen nie mehr in ihrem Leben mit Fragen des Glaubens beschäftigen?
• Was ist schließlich mit den Menschen, die ohne ihr Verschulden nie die Gelegenheit hatten, im Einflussbereich des Evangeliums zu stehen?

Alle diese Fragen haben viele Grübler auf den Plan gerufen, und so sind die unterschiedlichsten Gruppen zu Antworten gekommen, die sich entweder auf eine Rettung nach dem Tode beziehen oder aber ein Verlorensein generell ausschließen. Nur einige der vielen sich untereinander widersprechenden Ideen wollen wir hier beispielhaft nennen:

1. Die Allversöhner behaupten, dass schließlich nach einer Zeit begrenzter Gerichte ohne jede Ausnahme alle selig werden: Hitler und Stalin ebenso wie die Nihilisten und die Spiritisten.
2. Nach katholischer Auffassung kommen die Seelen der Toten, die noch geläutert werden müssen, ins Fegefeuer, ehe sie Zugang zum Himmel haben. Diese Lehre wurde besonders durch Augustinus und Papst Gregor d. Gr. gefördert. Die Annahme, dass die Leiden der ›Armen Seelen‹ im Fegefeuer durch Fürbitte der Lebenden abgekürzt werden können, ließ im Mittelalter das Ablasswesen und das Fest Allerseelen entstehen.
3. Bei den Mormonen besteht die Möglichkeit, dass sich ihre Mitglieder stellvertretend für Verstorbene taufen lassen können, um dadurch Ungläubige – sogar aus früheren Generationen – zu retten.
4. Nach der Lehre der Zeugen Jehovas gibt es für die Menschen (außer den 144.000) weder einen Himmel noch eine Hölle. Für ihre Anhänger ist eine runderneuerte Erde statt einer ewigen Gemeinschaft mit Gott dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus im Himmel vorgesehen. Die anderen bleiben im Grab, oder die Toten können durch das sog. »Loskaufopfer« freikommen.
5. Die Neuapostolische Kirche hat einen »Totendienst« eingerichtet, wonach ihre selbsternannten Apostel bis in die Welt der Toten hineinwirken sollen. Die Vermittlung der diesseits gewirkten Heilsgaben an die Jenseitigen geschieht durch die verstorbenen Apostel, die drüben ihre »Erlösungsarbeit« fortsetzen.
6. Andere Gruppierungen wiederum vertreten eine Lehre, wonach die an Christus Gläubigen in den Himmel kommen, die Ungläubigen hingegen endgültig vernichtet werden, sodass sie nicht mehr existent sind.
7. Eine andere Auffassung bezieht sich auf die Textstelle in 1. Petrus 3,18-20, aus der manche Ausleger eine Verkündigung im Totenreich mit dem Ziel der Errettung ableiten. (Ausführlich in [G3, 146-153] behandelt).

Alle diese Auffassungen versuchen – sicherlich in guter Absicht – eine Hoffnung für die eingangs genannten Personengruppen zu geben. Alles Spekulieren hilft uns aber nicht weiter, und so wollen wir den befragen, der uns allein hierin helfen kann: Gott in seinem Wort. So gilt es anhand der biblischen Texte zu prüfen, ob es noch eine Rettungsmöglichkeit nach dem Tode gibt. Da es sich hierbei um eine äußerst wichtige Fragestellung handelt, können wir davon ausgehen, dass Gott uns in der Bibel darin nicht im Unklaren lässt (vgl. Satz B51 im Anhang, Teil I). Ebenso hilft uns allein die Schrift, Irrlehren in ihrem Kern zu erkennen, um nicht durch falsche Lehre verführt zu werden.

1. Nach dem Tod folgt das Gericht: Im Licht der Bibel erweisen sich alle Vorstellungen, wonach dem Menschen nach dem Tode noch eine Rettungsmöglichkeit angeboten wird, als Irrlichter menschlicher Phantasie, denn »es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht« (Hebr 9,27). Das gilt für Leute, die in irgendeiner Form mit der Botschaft Gottes in Berührung gekommen sind ebenso wie für solche, die es nie gehört haben: »Wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes dargestellt werden« (Röm 14,10). Dieses Gericht hat Gott dem Sohn übergeben. Beurteilt wird nicht, was jenseits der Todesmauer noch geschehen ist, sondern nur das im Hier und Heute Erwirkte »auf dass ein jeglicher empfange, wie er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse« (2Kor 5,10). Von diesem Gerichtstermin ist niemand ausgenommen: Gläubige, Gleichgültige, Freidenker, Verführte, Heiden … kurz: der gesamte Erdkreis (Apg 17,31).

2. Die Gerichtskriterien: Die Kriterien des göttlichen Gerichts unterliegen keiner Willkür; niemand wird bevorzugt oder benachteiligt (1Petr 1,17; Röm 2,11). Die Maßstäbe hat uns Gott bekanntgegeben. Wir werden ausschließlich nach den biblisch offenbarten Regularien beurteilt: »Das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage« (Joh 12,48). So wollen wir die wichtigsten Kriterien aus der Schrift zusammenstellen:
a) Nach Gottes Gerechtigkeit:Wir dürfen gewiss sein: »Gott verdammt niemand mit Unrecht« (Hi 34,12), denn er ist ein gerechter Richter (2Tim 4,8). Hier gibt es keine Verdrehungen und Entstellungen, weil Wahrheit und Gerechtigkeit voll zum Zuge kommen: »Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht« (Offb 16,7).
b) Nach dem Maß des uns Anvertrauten: Kein Mensch ist dem anderen gleich, und jedem ist unterschiedlich viel anvertraut. Die nicht evangelisierten Heiden haben eine geringere Erkenntnis von Gott, nämlich nur aus der Schöpfung (Röm 1,20) und vom Gewissen her (Röm 2,15), als jene Menschen, die das Evangelium hören konnten. Einem Reichen stehen andere Möglichkeiten zur Verfügung, Gutes zu tun und die Ausbreitung des Evangeliums zu unterstützen als einem Armen. Ein mit mancherlei geistigen Fähigkeiten Begabter steht in einer besonderen Verantwortung. Es ist ein Unterschied, ob jemand in einer Diktatur mit zahlreichen Einschränkungen leben musste oder in einem freien Land wirken konnte. Der Herr sagt in Lukas 12,48: »Denn welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und welchem viel befohlen ist, von dem wird man viel fordern.«
c) Nach unseren Werken: Gott kennt die Handlungen eines jeden, und »er wird geben einem jeglichen nach seinen Werken « (Röm 2,6). Werke sind sowohl die ausgeführten Taten (Mt 25,34-40) als auch die unterlassenen (Mt 25,41-46). Die Handlungen aller Menschen sind in den Büchern Gottes verzeichnet und bilden die Grundlage der Bewertung im Gericht (Offb 20,12-13).
d) Nach unserer Frucht: Alles, was wir im Namen Jesu tun (Lk 19,13), – unser Verhalten, unser Wirken – deutet die Bibel als unvergängliche Frucht (Joh 15,16). Diese ist ein grundlegender Beurteilungsmaßstab im Gericht (Lk 19,16-27). Während alle toten Werke verbrennen (1Kor 3,15), wird alles Bleibende belohnt (1Kor 3,14).
e) Nach unserer Liebe: Die Liebe ist eine besondere Frucht, denn sie ist die größte (1Kor 13,13). Sie ist des Gesetzes Erfüllung (Röm 13,10). Gemeint ist hier, was wir in der Liebe zu Gott (Mt 22,37) und in der Liebe zu Jesus (Joh 21,15) getan haben. Die selbstlose Liebe ist zu unterscheiden von der berechnenden Liebe: »Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben?« (Mt 5,46). Der Pharisäer Simon hatte Jesus in sein Haus geladen, aber er gab ihm noch nicht einmal Wasser, um die Füße zu waschen (Lk
7,44). Die Sünderin salbte seine Füße mit kostbarer Salbe. Sie empfing viel Sündenvergebung, darum hat sie dem Herrn viel Liebe erzeigt (Lk 7,47). Die Liebe ist eine Frucht des Geistes (Gal 5,22); sie hat Ewigkeitsbedeutung.
f) Nach unseren Worten: Nach der Aussage Jesu haben unsere Worte ewigkeitsentscheidenden Charakter. Dieser Aspekt im Gericht ist uns vielleicht am wenigsten bewusst: »Ich sage euch aber, dass die Menschen müssen Rechenschaft geben am Tage des Gerichts von einem jeglichen nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden« (Mt 12,36-37).
g) Nach unserer Verantwortlichkeit: Von unserer schöpfungsmäßigen Persönlichkeitsstruktur sind wir auf Verantwortung hin angelegt. Gott hat uns einen großen Freiraum zugebilligt, in dem wir selbst die Verantwortung tragen. Auch im Falle der Verführung sind wir für unser Tun verantwortlich. Obwohl Adams Ungehorsam nicht aus eigenem Willen, sondern durch Verführung geschah, musste er dennoch die Folgen tragen. Weil Glaubensverführung in Verlorenheit endet, sind die biblischen Mahnungen hier besonders
eindringlich (z. B. Mt 24,11-13; Eph 4,14; Eph 5,6; 2Tim 2,16-18). Aus diesem Grunde dürfen die Irrlehren der Sekten in ihrer Auswirkung nicht unterschätzt werden.
h) Nach unserer Stellung zu Jesus Christus: Unser persönliches Verhältnis zu dem Sohn Gottes gibt den alles entscheidenden Ausschlag: »Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm« (Joh 3,36). Die Sünde brachte die Verdammnis über alle Menschen (Röm 5,18). Der einzige Ausweg daraus ist unsere Bindung an Christus: »So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind« (Röm 8,1).

3. Das Urteil im Gericht: Nach den o.g. Kriterien wird jedermann individuell beurteilt. Es wird kein Aspekt im Leben eines Menschen übersehen. Wie lautet das Gesamturteil? Es wird eine Zweiteilung der Menschheit geben, die Jesus im Diesseits als Einladung formuliert:
»Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind ihrer, die ihn finden« (Mt 7,13-14).
Es gibt keinen »goldenen Mittelweg« für die Unentschiedenen und keinen neutralen Aufenthaltsort zwischen Himmel und Hölle. Am Ende – wie schon in diesem Leben erkennbar – wird nur zwischen Geretteten und Verlorenen unterschieden. Der einen Gruppe wird der Herr sagen: »Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt« (Mt 25,34), und die andere bekommt zu hören: »Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid … weichet alle von mir« (Lk 13,25+27). In der letzten Gruppe befinden sich nicht nur die Freidenker und Heiden, sondern auch Menschen, die um die Botschaft Jesu wussten, aber ihm nicht im Gehorsam gedient haben. Erstaunt rufen sie aus: »Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf unseren Gassen hast du gelehrt« (Lk 13,26).

4. Unsere Konsequenzen: Nach dem Tode gibt es – biblisch gesehen – keine Rettungsmöglichkeit mehr. Die Entscheidung fällt in diesem Leben, darum sagt der Herr Jesus: »Ringet danach, dass ihr durch die enge Pforte eingehet!« (Lk 13,24). Im Gericht werden die Bücher Gottes mit allen Details über unser diesseitiges Handeln aufgetan (Offb 20,12). Wohl dem, der dann im Buch des Lebens steht. Die nichtchristlichen Religionen haben keine rettende Kraft. Wie viele Menschen gerettet werden, die die Frohe Botschaft nie vernahmen, sich aber nach Gott ausgestreckt (Apg 17,27) und nach dem ewigen Leben getrachtet haben (Röm 2,7), wissen wir nicht. Für uns aber, die wir das Evangelium gehört haben, gibt es einmal keine Entschuldigung und kein Entrinnen (Hebr 2,3), wenn wir an dem Heil vorübergehen. Wir haben die Chance der Rettung gehabt. Wie dieses Heil angenommen werden kann, ist im Anhang (Teil I, Pkt. 10) ausführlich dargelegt.




·  Was ist mit den Kindern, die zu früh gestorben sind, um je eine Entscheidung treffen zu können? Was ist mit Abgetriebenen oder Geisteskranken? Sind sie verloren?
Grundlegend ist hier zunächst die Frage, von welchem Zeitpunkt an ein Embryo als Mensch anzusehen ist. Glaubt man säkularen Zeitströmungen, so gewinnt man den Eindruck, dies sei in die Beliebigkeit individueller Auffassungen oder des staatlichen Gesetzgebers gestellt. Suchen wir verlässliche Maßstäbe für den Beginn des Menschseins, so finden wir sie in der Bibel. Die individuelle Menschwerdung setzt mit dem Verschmelzen der männlichen Samenzelle mit der weiblichen Eizelle ein. Bei jeder Embryonalentwicklung haben wir es mit dem direkten Eingriff des Schöpfers zu tun: »Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und das erkennt meine Seele wohl« (Ps 139,13-14). Bei der Berufung des Jeremia verweist Gott darauf, dass er ihn schon längst vor seiner Geburt als Persönlichkeit ansah und ihn für die ihm zugedachte Aufgabe auserwählt hatte: »Ich kannte dich, ehe du von der Mutter geboren wurdest und stellte dich zum Propheten unter die Völker« (Jer 1,5).

Halten wir fest: Der Mensch ist ein Individuum von Anfang an und nach zahlreichen biblischen Texten (z. B. Lk 16,19-31; Hebr 9,27) ein Ewigkeitsgeschöpf, dessen Existenz nie ausgelöscht wird.

Wo aber bleibt der Mensch, nachdem er das Tal des Todes durchschritten hat? Eindeutig ist der Fall bei all jenen Menschen, die das Evangelium gehört haben und in der Lage waren, eine Entscheidung zu treffen. Auch der Wille Gottes ist eindeutig: »Der Herr … hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre« (2Petr 3,9). Heil und Unheil hängen damit nur noch von unserem Willen ab. Wir haben die Freiheit, aufzubrechen zum Himmel oder zur Hölle. Beide Wege
sind uns zur Entscheidung vorgelegt (5Mo 30,19; Jer 21,8).

Die obigen Personengruppen aber verfügen nicht über den Willen, eine solche weitreichende Entscheidung zu treffen. Gemäß einer mittelalterlichen Irrlehre wurde die Auffassung vertreten, dass die Seelen ungetaufter Kinder nach ihrem frühen Tod in die Verdammnis gingen. Hierbei handelt es sich um die unbiblische Lehre, dass die Taufe Unmündige errettet. Nach den zentralen biblischen Aussagen hat nicht die Taufe, sondern der Glaube an den Herrn Jesus rettende Kraft (Apg 16,31). Zur Beantwortung der obigen Frage hilft uns somit nicht die Kindertaufe weiter, die ja an Abgetriebenen ohnehin nicht möglich ist. Die Lösung finden wir im Maßstab Gottes: »Gott verdammt niemand mit Unrecht« (Hi 34,12), denn seine Gerichte sind absolut gerecht (Offb 16,7) und werden ohne Ansehen der Person durchgeführt (1Petr 1,17; Röm 2,11). So dürfen wir annehmen, dass die vorgenannten Personen nicht der Verdammnis verfallen. Sie selbst tragen keinerlei eigene Schuld an ihrem Schicksal. Als zu Jesus Kleinkinder (und wohl auch Säuglinge) gebracht wurden, sahen die Jünger darin eine unnütze Belästigung des Herrn Jesus, da er einen anstrengenden Tag hinter sich hatte. Jesus aber stellt bei dieser Gelegenheit die Kinder in besonderer Weise als Erben des Himmelreiches heraus: »Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran, denn solchen gehört das Reich Gottes « (Mk 10,14; Menge).




·  Musste Judas nicht Jesus verraten, damit dadurch das Heil ermöglicht wurde?
Es gilt festzuhalten: Das Heil wurde nicht durch Judas, sondern durch Jesus ermöglicht. Der Tod des Herrn Jesus war notwendig, damit das Heil für den Menschen erwirkt wurde. Ein absolut Sündloser musste stellvertretend für den Sünder das Gericht über die Sünde ertragen. Nach dem Plan Gottes ist er »um unserer Sünde willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt« (Röm 4,25). An der Durchführung der Kreuzigung vom Willen bis zur Tat waren viele Leute beteiligt, Juden wie Römer: Der Hohe Rat in Israel (Mk 14,64), die versammelte Volksmenge (Joh 19,7; Apg 13,28), Pilatus (Mk 15,15) und die römischen Soldaten (Mk 15,24). Auch Judas war durch den Verrat direkt daran mitbeteiligt. Es gab bei ihm kein »göttliches Muss« dazu, sondern es war seine eigene freie Entscheidung. Dass der Herr Jesus das freie Handeln des Judas vorausgesehen hat (Joh 13,21-30) und dass es sogar im AT prophetisch detailliert geschaut wird (Sach 11,12-13), liegt an der göttlichen Allwissenheit, nicht jedoch in einem Zwang dazu. Die Motive des Judas sind aus den biblischen Texten nicht eindeutig zu erkennen. Der Gründer des Krelinger Rüstzentrums Heinrich Kemner formulierte sogar die Möglichkeit, dass Judas den Herrn in eine solche brenzlige Situation bringen wollte, damit er endlich seine Macht in Israel demonstrieren würde. Judas konnte sich danach nicht vorstellen, dass Jesus tatenlos seine Tötung zulässt. Wenn auch viele Menschen zum Tode Jesu direkt beigetragen haben, so waren sie dennoch nicht die eigentlichen Verursacher, weil Jesus wegen der Sünde der gesamten Menschheit starb. Jeder Einzelne von uns ist am Tode Jesu beteiligt, denn »er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt« (Jes 53,5).

Die Verleugnung Jesu vor einer unbedeutenden Magd durch Petrus ist durchaus vergleichbar mit dem Verrat Jesu durch Judas. Der wesentliche Unterschied dieser beiden Männer besteht nicht in ihrer Sünde, sondern in der Buße. Weil Petrus seine Verleugnung bereute (2Kor 7,10: »göttliche Traurigkeit «) und Buße tat, wurde ihm Vergebung zuteil. Auch Judas hätte Vergebung erlangt, wenn er sie an der richtigen Stelle – bei Jesus – gesucht hätte. Judas kehrte nicht zu seinem Herrn zurück, darum bleibt das »Wehe« über seiner Tat bestehen: »Denn des Menschen Sohn geht zwar hin, wie es beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch welchen er verraten wird« (Lk 22,22).




·  Kann ich noch ein Kind in die Welt setzen, wenn die Möglichkeit, dass es verloren geht, 50% beträgt?
Viele Ehepaare möchten angesichts der zunehmenden Umweltverschmutzung oder der drohenden Kriegsgefahr bei dem heutigen weltweiten Rüstungspotenzial keine Kinder mehr in die Welt setzen. In den alten Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland haben wir derzeit eine negative Wachstumsrate, sodass die Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten weiterhin schrumpfen wird. Eine andere Sichtweise vermittelt Luther mit der Antwort auf die bekannte Frage, was er tun würde, wenn morgen die Welt unterginge: »Ich würde ein Apfelbäumchen pflanzen.«

Die gestellte Frage bringt ein großes Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck, das die Ewigkeit nicht nur im Auge behält, sondern ihr Priorität vor allen vordergründigen Beweggründen einräumt. Zur Beantwortung sind zwei Einzelfragen zu klären: Was sagt uns die Bibel über die Kinderzahl, und wie beantwortet sie die Frage der Rettung unserer Kinder? Nach der Schöpfungsordnung Gottes sind wir als Mann und Frau geschaffen. Der erste von Gott erteilte Auftrag an den Menschen lautete: »Seid fruchtbar und mehret euch!« (1Mo 1,28); dieser ist nie aufgehoben worden. Die Fähigkeit, zu zeugen und Kinder zu gebären, ist ebenso eine göttliche Gabe an den Menschen wie die Kinder selbst: »Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk« (Ps 127,3). Kinderreichtum wird als besonderer Segen gedeutet: »Wohl dem, der seinen Köcher derselben (mit Kindern) voll hat« (Ps 127,5). »Deine Frau wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock drinnen in deinem Hause, deine Kinder wie Ölzweige um deinen Tisch her. Siehe, also wird gesegnet der Mann, der den Herrn fürchtet« (Ps 128, 3-4). Gott schenkt uns nicht nur die Kinder (1Mo 33,5), es ist ihm auch ein großes Anliegen, dass sie zu ihm hin erzogen werden:
»So fasset nun diese Worte zu Herzen und in eure Seele … und lehret sie eure Kinder, dass du davon redest, wenn du in deinem Hause sitzest oder auf dem Berge gehst, wenn du dich niederlegst oder wenn du aufstehst« (5Mo 11,18-19).
Wenn wir diesen Ratschlag Gottes befolgen, wird die Frucht nicht ausbleiben: »Wie man einen Knaben gewöhnt, so lässt er nicht davon, wenn er alt wird« (Spr 22,6). So dürfen wir getrost Kinder haben, denn bei solcher Erziehung finden sie zum Glauben und werden gerettet. Es gilt die große Verheißung Gottes: »Ich liebe, die mich lieben; und die mich frühe suchen, finden mich« (Spr 8,17). Gott hat eine besondere Vorliebe für die Jugend, die sich zu ihm wendet: »Ich gedenke noch an die jugendliche Zuneigung, an die Liebe deiner Brautzeit, da du mir nachzogest in der Wüste, in einem unbekannten Lande« (Jer 2,2).

Als Gläubige dürfen wir getrost Kinder in die Welt setzen, denn die Möglichkeit, dass sie verlorengehen, ist keineswegs 50:50; Gottes Verheißung steht über ihnen, wenn wir sie biblisch prägen. Die Erfahrung vieler gläubiger Ehepaare belegt, dass die Kinder auch den Weg des Glaubens fanden, wenn sie von klein auf biblisch unterwiesen wurden.




·  In der Bibel ist von der Erwählung des Menschen durch Gott die Rede. Haben wir dann noch einen freien Willen, wenn Entscheidungen über Rettung oder Verlorensein längst gefallen sind?
Vor allem von Augustinus und Calvin ist die sog. Prädestinationslehre (lat. praedestinatio = Vorherbestimmung) vertreten worden. Es ist eine Lehre, die von der göttlichen Vorherbestimmung ausgeht, dass die Menschen entweder zum Glauben oder zum Unglauben, zum Heil oder zum Verderben vorgesehen sind. Wegen dieser zweifachen Möglichkeit spricht man von der »doppelten Prädestination«. Diesen Gedanken gilt es, an der Bibel zu prüfen.

In den Antworten zu den vorangegangenen Fragen wurde besonders die Freiheit des Menschen bezüglich seiner Entscheidung herausgestellt. Dabei könnte der Eindruck entstehen, als sei der Mensch der allein Handelnde und Gott würde sich dabei völlig passiv verhalten. Das aber ist dem biblischen Zeugnis nicht angemessen. In Römer 9,16+18 lesen wir: »So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verstockt, welchen er will.« Hier liegt die Betonung eindeutig im Handeln Gottes. Der Mensch befindet sich ebenso in der aktiven und frei gestaltenden Hand des Schöpfers wie der Ton in des Töpfers formender Hand: »Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so? Hat nicht ein Töpfer Macht, aus einem Klumpen zu machen ein Gefäß zu Ehren und das andere zu Unehren?« (Röm 9,20-21). Wir haben somit keinerlei Anspruch auf das Heil. Die freie Entscheidung des Menschen ist immer gepaart mit der freien Erwählung durch Gott. Der Gedanke der Erwählung wird insbesondere durch die folgenden Bibelstellen belegt:

• Mt 22,14: »Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt
• Joh 6,64-65: »Aber es sind etliche unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wusste von Anfang wohl, wer die waren, die nicht glaubten und wer ihn verraten würde. Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater gegeben
• Eph 1,4-5: »Denn in ihm ( = Jesus) hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir sollten heilig und unsträflich sein vor ihm; in seiner Liebe hat er uns dazu verordnet, dass wir seine Kinder seien.«
• Röm 8,29-30: »Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes. Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht.«
• Apg 13,48: »Da das die Heiden hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn und wurden gläubig, wie viele ihrer zum ewigen Leben verordnet waren.«

Bezüglich des biblischen Verständnisses von der Erwählung sind folgende Aspekte von grundlegender Bedeutung:

1. Zeitpunkt: Die Erwählung geschieht in einem weiten zeitlichen Rückgriff, der in jedem Falle vor unserer Existenz liegt: Vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4), vor der Zeugung (Jer 1,5) und von Anfang an (2Thess 2,13).
2. Dienst: Die Erwählung beinhaltet stets den Dienst für Gott. So erwählt Gott z. B. Salomo, um den Tempel zu bauen (1Chr 28,10), den Stamm Levi zum priesterlichen Dienst (5Mo 18,5); Jesus erwählt die Jünger zum Apostelamt (Lk 6,13; Apg 1,2), Paulus wird das »auserwählte Rüstzeug« zur Heidenmission (Apg 9,15), und alle Gläubigen sind dazu erwählt, Frucht zu bringen (Joh 15,16).
3. Ohne Ansehen der Person: Die Erwählung geschieht nicht nach menschlichen Verdiensten oder Maßstäben. Vielmehr sieht Gott auf das Geringe: Israel ist das kleinste Volk (5Mo 7,7), Mose ist nicht redegewandt (2Mo 4,10), Jeremia hält sich noch für zu jung (Jer 1,6), und zur Gemeinde Jesu gehören meist die Unbedeutenden dieser Welt (1Kor 1,27-28).
4. Zum Heil, aber nicht zum Unheil: Woran ist Gott gelegen – an unserem Heil oder Unheil? Seine Absicht teilt uns Gott eindeutig mit: »Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen« (Hes 34,12). Jesus fasst den Grund seines Kommens in diese Welt in den Satz: »Des Menschen Sohn ist gekommen, selig zu machen, was verloren ist« (Mt 18,11). Gott macht sich in Jesus selbst auf die Suche, um Menschen für das ewige Leben zu gewinnen. Der Wille Gottes zur Errettung ist auf die gesamte Menschheit gerichtet: »Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen« (1Tim 2,4). Dieser Wille Gottes ist auch in 1. Thessalonicher 5,9 offenbart: »Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das Heil zu erlangen. « Es wird deutlich: Zwischen Errettung und Erwählung finden wir in der Schrift einen festen, untrennbaren Zusammenhang, hingegen gibt es zwischen Verdammnis und Erwählung keine solche Kopplung. Gott erwählt also niemand zur Verlorenheit. So verhärtet Gott das Herz des Pharao erst aufgrund seiner beharrlichen heidnischen Haltung, keineswegs war er vor seiner Geburt dazu vorherbestimmt. Dass es ein »Zuspät« gibt, bezeugt die Bibel immer wieder, aber eine Vorherbestimmung zur Hölle lehrt die Bibel nirgends. Herodes hatte mit der Hinrichtung Johannes des Täufers den Bogen seines Hörvermögens überspannt, sodass Jesus ihm nicht mehr antwortete (Lk 23,9).

Halten wir fest: Es gilt beides (komplementäre Aussage!): Gott erwählt Menschen zum Heil. Der Mensch wird jedoch in die Verantwortung gestellt, das Heil für sich in Anspruch zu nehmen. Als der verlorene Sohn den Entschluss ausführte »Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen« (Lk 15,18), lief der Vater ihm entgegen, um ihn anzunehmen (Lk 15,20). Wenn wir die Errettung in freier Entscheidung annehmen, wird an uns Gottes Verheißung wahr: Ich habe dich je und je geliebt (Jer 31,3), und ich habe dich bereits erwählt vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4). Ehe wir uns für Gott entscheiden, hat er sich schon längst vor unserer Zeit für uns entschieden. Gott erwartet und respektiert unsere Willensentscheidung; aber ohne sein Erbarmen wäre keine Annahme möglich (Röm 9,16). Bei wie vielen Menschen die göttliche Erwählung (Phil 2,13) und der freie menschliche Wille (Phil 2,12) zusammenwirken, weiß nur der Herr.




·  Können Sie mir (natur-)wissenschaftlich beweisen, dass es eine Hölle gibt?
Dem Aussagenfeld der Wissenschaft sind deutlich Grenzen gesetzt, die leider allzu oft übersehen werden. Die Erkenntnis- und Erklärungsmöglichkeiten reichen nur so weit, wie die Vorgänge der materiellen Welt sich messen lassen. Wo sie weder messbar noch in Zahlen ausdrückbar sind, können diese Wissenschaften nichts mehr erklären. Die Naturwissenschaft darf somit die ihr gesteckte Grenze nicht überschreiten, sonst hört sie auf, Wissenschaft zu sein und wird zur bloßen Spekulation. So sind die Wissenschaften keine Informationsquelle, um etwas über die Herkunft oder das Ende der Welt zu erfahren. Auch über Fragen jenseits der Todesmauer kann uns keine Wissenschaft etwas vermitteln.

Wenn uns also die Wissenschaft nichts über die Existenz der Hölle sagen kann, so gibt es dennoch eine einzigartige Stelle, wo uns Gewissheit darüber vermittelt wird: Am Kreuz von Golgatha können wir die Wirklichkeit von Himmel und Hölle ablesen. Das Kreuz ist der beste Schriftausleger. Würden alle Menschen wie auf einem Fließband automatisch den Himmel erreichen, so wäre das Kreuz überflüssig. Gäbe es irgendeine Religion oder irgendeinen anderen Weg, um das Heil zu erreichen, dann hätte Gott seinen geliebten Sohn nicht am Kreuz verbluten lassen. Am Kreuz können wir es darum deutlich ablesen: Es gibt wirklich eine Hölle. Der Herr Jesus tat hier alles, damit wir von der Hölle befreit werden. Ohne die Tat von Golgatha würden wir alle der Verdammnis verfallen (Röm 5,18). Das Geschehen am Kreuz können wir mit dem einen Satz zusammenfassen: »Hier rettet der Sohn Gottes vor der Hölle!« Es wurde nie etwas Größeres für den Menschen getan als in der Tat auf Golgatha. Der Herr Jesus predigte eindringlich über Liebe und Barmherzigkeit, Gnade und Gerechtigkeit, einladend über den Himmel, aber mit besonderem Ernst sprach er über die Hölle. Er bezeichnet sie als einen bodenlosen Abgrund, einen Ort »wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht « (Mk 9,44) und als einen Ort »ewiger Pein« (Mt 25,46). Im Wissen dieser Realität warnt er mit nicht zu steigernder Eindringlichkeit, damit wir nicht dorthin gelangen:
»Wenn dir aber dein rechtes Auge Ärgernis schafft, so reiß es aus und wirf’s von dir. Es ist dir besser, dass eines deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle fahre« (Mt 5,29).
»Es ist dir besser, dass du zum Leben lahm oder als Krüppel eingehst, als dass du zwei Hände oder zwei Füße habest, und werdest in das ewige Feuer geworfen« (Mt 18,8).





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